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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 234

1911 - Erfurt : Keyser
— 234 — und in dem etwas entfernteren, tiefen Eifenbahneinschnitt. Um das Feuer abzulenken und auf sich zu ziehen, fnhren jetzt schnell zwei Batterien am Fuße des Nordabhanges ans. Zwar versprach das Schießen gegen die bedeutende Höhe wenig Erfolg, aber der Hauptzweck wurde erreicht. Bald hatten die preußischen Geschütze ein lebhaftes und wohlgezieltes Feuer des Feindes auszuhalten. Es schien, als regne es Feuer vom Himmel. Der Lärm war betäubend, und nur mit Mühe ließen sich die Pferde halten. Trotzdem versah jeder Kanonier treu seine Pflicht. Siegreiches Vordringen der Preußen: Ans einmal wurde das feindliche Feuer schwächer, dann hörte es ganz auf. Der Feind batte den Rückzug antreten müssen. Die 7. preußische Division, die auch am frühen Morgen bei Turnau die Jfer überschritten hatte, war geradewegs auf den Mnskyberg losmarschiert. Dort angekommen, hatten einige ihrer Abteilungen fofort von Nord-osten her die Hochebene des Berges erstiegen und die Oesterreicher vertrieben. Diese mußten auch gegen 11 Uhr Münchengrätz räumen, wenn sie nicht gefangen werden wollten; denn schon hatten die Preußen oberhalb und unterhalb des Ortes die Jser überschritten und näherten sich ihm bedenklich. Im Biwak bei Dobrawuda: Gegen 3 Uhr nachmittags bezog die 8. Division endlich bei Dobrawuda Biwak. Die Kräfte der Mannschaften waren völlig erschöpft. Zumal das 32. Regiment hatte, obwohl es im Kampfe selbst nicht zur Verwendung gekommen war, furchtbar gelitten. Unter Mittag hatte es sich nahe bei Münchengrätz in einer engen Talschlucht gesammelt. Glühend heiß brannte die Sonne herunter. Mehrere Soldaten brachen durch Hitzschlag zusammen, und jeden Augenblick blieb einer im Chausseegraben zurück. Es fehlte an Wasser. Die wenigen Brunnen eines nahen Dorfes konnten nicht genug geben, und so warfen sich die Leute an stinkenden Pfützen nieder, um ihren Durst zu löschen. Die Offiziere mußten fcharf zugreifen, um es zu verhindern. — Leider herrschte der gleiche Wassermangel auch im Biwak. Der einzige Brunnen des Ortes war bald ausgeschöpft. Der nur wenige Meter breite Dorfteich mußte daher das Wasser für alle Zwecke liefern. Hier wurden Pferde getränkt, dort wuschen sich Soldaten, an einer anderen Stelle wurden Kleidungsstücke und Kochgeschirre gereinigt, daneben aber schöpften Mannschaften Wasser zum Kochen. Wahrlich, ein sonderbares Bild! Bald umzog sich der Himmel, und alles eilte, Hütten zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden die Strohdächer der Häuser abgedeckt. Ein wolkenbruchartiger Regen ging hernieder, doch konnte der Ueberflüß an Regenwasser dem Mangel an Trinkwasser nicht abhelfen. Er hatte nur das Gute, daß alle, obwohl sie tüchtig durchnäßt, erfrischt wurden. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Ins.-Reg.)

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 235

1911 - Erfurt : Keyser
— 235 — 87. Die Schlacht bei Königgrät}. 3. 3uli 1866. Vormarsch der 8. Division: Bereits um 1 Uhr nachts war bei der 8. Division der Befehl eingetroffen, sich zum Vormarsch bereitzuhalten. Er wurde aber erst einige Stunden später, um 4 Uhr morgens, angetreten. Es lag in der Absicht des Prinzen Friedrich Karl, möglichst viele Kräfte des Feindes auf sich zu ziehen, um den Seitenangriff des Kronprinzen zur vollen Geltung zu bringen. Dieser konnte vor Mittag nicht erfolgen, und so wollte der Prinz fürs erste jeden ernsten Zusammenstoß vermeiden. Er wollte nur eine Stellung einnehmen, die gleich geeignet wäre, die Angriffe des Gegners abzuhalten, wie auch selbst zum Angriff vorzugehen. Zu diesem Zwecke befahl er, die Bistritz zu überschreiten und den östlichen Talrand zu besetzen. Es war kühles, unfreundliches Wetter. Ein feiner Regen fiel, und die Wege waren aufgeweicht. Nebel verhinderte die Fernsicht, und die sich entgegenstellenden Aehren machten den Marschierenden viel zu schaffen. Naß vom Regen, zogen sich die Halme um die Beine, umwickelten sie wie mit Draht und waren so ein äußerst ermüdendes Hindernis. Nirgends war bei den Truppen der gewohnte Helm zu sehen. Offiziere und Mannschaften trugen auf Befehl des Prinzen heute ihre Feldmützen. Eröffnung der Schlacht: Um 7 Uhr 2 Min. fiel von Sa-dowa her der erste Schuß, dem bald noch mehrere folgten. Die Schlacht hatte begonnen. Unsere 7lcr in der Vorhut erwiderten zuerst das feindliche Feuer. Ihnen war die Ehre befchieden, von preußischer Seite die Schlacht zu eröffnen. Die Verluste durch das österreichische Jnfanteriesener waren gering, mehrfach aber verwundeten die Sprengstücke der unausgesetzt in der Nähe einschlagenden Granaten. Doch nur wenige Minuten waren vergangen, da war auch schon der brave katholische Divisionsgeistliche Nagel (später Regierungs- und Schulrat in Ersurt) mit seinem Küster zur Stelle, um auf einer Tragbahre die Verwundeten zu der in der Nähe liegenden Ziegelei zu tragen. Unterdessen marschierte die Hauptmacht der Division (I. u. Ii. Bat. 31 u. 71 usw.) östlich von Dub im heftigen Granat- feuer auf. Unwillkürlich duckten sich die Bataillone beim Nahen der eisernen Grüße. „Nicht ducken! Wem's befchieden ist, trifft’s doch!" rief plötzlich eine Stimme. Es war Generalmajor v. Bose. Aufrecht, hoch zu Roß, hielt der General vor der Front feiner Brigade, dieser so das leuchtende Beispiel eines braven und unerschrockenen Soldaten gebend. Durch mehrmaligen Stellungswechsel und Ausnutzung der kleinsten Deckung gelang es, die Verluste auf ein Mindestmaß zu beschränken. Zum Glück wühlten sich viele der Granaten in den aufgeweichten Boden ein, ohne zu zerplatzen.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 238

1911 - Erfurt : Keyser
— 238 — in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil. Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!" Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen. So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.) 88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg. 22. 3uli 1866. Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn. General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 92

1911 - Erfurt : Keyser
— 92 — trüben -lagert wurde es in den engen Gassen und den düsteren Stuben kaum wirklich Tag. Die Menschen verkrochen sich dann mit den notwendigsten Hantierungen in die Herdstube, in der allein eine erträgliche Temperatur herrschte. Dem Meister der Zünfte gestattete der spät beginnende Tag und die früh einfallende Dunkelheit nur wenige Arbeitsstunden. Nur die Gewerke, die beim schein des Herdseuers oder bei der Kiensackel arbeiten konnten, als Schlosser, Schmiede, Böttcher und einige andere, dehnten den Arbeitstag bis zur Feierabendglocke aus. Dazu kamen noch Entbehrungen anderer Art. Die ohnehin schlechten Landwege waren im Winter kaum zu benutzen, und die Zusubr von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen, wie der Thüringer Wald sie lieferte, konnte naturgemäß nur sehr spärlich sein. Es geschah wohl nicht nur zu Kriegszeiten, wo die Straßen durch feindliche Reiter gesperrt waren, daß die Köhler vom Walde nicht in die Stadt kommen konnten und daß die ganz unentbehrliche Holzkohle sehlte, daß die Bauern nichts zum Markte brachten und der Tisch selbst mit Fleisch nur mühsam versorgt werden konnte. Auch die offenen Brunnen versagten oft im Winter, und die Hausfrauen mußten Eis und Schnee auftauen, um das notwendige Kochwasser zu gewinnen. — So lebten die Menschen dumpf und freudlos in ihren vier Pfählen während der weitaus größten Zeit des Jahres dahin. Sie entbehrten alle die Zerstreuungen, die uns den Winter zu einer Zeit besonderer Vergnügungen machen, und nur an Sonn- und Feiertagen mögen Schnee- und Eisspiele eine dürftige Abwechslung geboten haben. Wer all diese Leiden imt> Entbehrungen sich vorzustellen vermag. der kann auch die maßlose Freude und zugleich die tiefe Innigkeit verstehen, mit der unsere Vorfahren den Frühling begrüßten. Er war ihnen im wahrsten Sinne des Wortes ein Leben-und Lichtbringer. Er sprengte nicht nur Eisdecken und Knospenhüllen, er sprengte auch Türen und Fenster und trug seinen belebenden Odem durch die Gassen und rief die Menschen aus der Nacht des Winters an den Tag der Freude. Frühlingsfeste entsprachen darum einem aus der Tiefe des Gemüts nach Betätigung drängenden Gefühl. Auch im alten Erfurt wurde ein solches Fest mit großem Glanz und unter Anteilnahme der ganzen Bürgerschaft begangen: der Walperzug (f. Religion der alten Thüringer, Nr. 6). (Nach L. Rohmann it. a.) 32. Erfurter ßandel und ßandelsltrafoen. Soweit sich Erfurts Geschichte zurückverfolgen läßt, hängt sie aufs engste mit Handel und Handelsstraßen zusammen. Erfurt als Markt: Schon der weitsichtige Blick Karls des Großen erkannte die überaus günstige Lage der Stadt. Er be-

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 24

1911 - Erfurt : Keyser
— 24 — Es bildete aus der Göttin Holde Frau Venu*, die Liebesgöttin. Hatte Die frühe deutsche Heldensage der greisen, grauen Holde aus ihren Zügen einen greifen Begleiter, den getreuen Eckart/gegeben, der zugleich ein Warneramt übte, so war der Begleiter der Frau Venus ein junger Geselle, der Ritter Tannhäuser, den sie in den Venusberg gelockt hatte (f. Nr. 17). sonstige Gottheiten: Außer diesen Hauptgottheilen gab es eine Menge von Seelenwesen, welche die Natur belebten, und eine Fülle von Hausgeistern, die Heiuzel- und Wichtelmännchen, die Kobolde und Butzemänner, von denen uns ein reicher Sagenschatz berichtet. Auch ihnen wurden Opfer gebracht, zumal den Naturwesen in den Wassern und Quellen. Man bekränzte diese und warf Blumen und grüne Zweige hinein. Ein solch' alter Brauch ist uns in dem Kinderbrunnenfest zu Mühlhausen t. Th. erhalten geblieben. (Unter Benutzung v. H. Kruspe „Sagen der Stadt Erfurt" u. Pros. Dr. Ed. Hehck „Deutsche Geschichte".) 7. Unter den Thüringen. 3m 3cihre 357. Am Grenzzaun: Auf der Berghöhe stand an dem Verhau, dei die Wälder der Thüringe von den Chatten fchied, der junge Wächter und hütete den steilen Psad, welcher aus den Gründen der Chatten nach der Höhe führte. Ueber ihm ragte der Wipsel einer mächtigen Buche, nach beiden Seiten lies der Grenzzaun den Kamm der Berge entlang. Der Jüngling trug den Wursspeer in der Hand, auf dem Rücken am Riemen ein langes Horn. Nachlässig lehnte er an dem Baum und horchte auf die Stimmen des Waldes. Plötzlich bog er sich vor und lauschte; aus dem Psade vor ihm klang leiser Fußtritt, durch das Laub wurde die Gestalt eines Mannes sichtbar, der mit schnellem Schritt zu ihm herausstieg. „Steh', Waldgänger, und singe den Spruch, der dich von meinem Eisen löst", ries er den Fremden an und hielt ihm die spitze des Wurfspeeres entgegen. Dieser blieb am Grenzrand stehen, streckte die geöffnete Rechte vor sich und sprach hinüber: „Ich grüße dich friedlich, ein Landfremder bin ich, unkundig der Losung." „Bist du ein wildfremder Mann, so mußt du harren bis meine Genomen dir das Land öffnen. Unterdes gib mir Frieden und nimm ihn von mir. Sei gegrüßt unter meinem Baum und ruhe, indes ich deine Ankunft melde." Während der Fremde sorglos der Einladung folgte, hob der Wächter fein Horn an den Mund und blies einen lauten Ruf in die Täler leines Volkes. Die wilden Klänge tönten im Widerhall von den Bergen. Der Wächter schaute nach den Hütten der fernen Lichtung und nickte zufrieden mit dem Kopf, denn um die

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 37

1911 - Erfurt : Keyser
— 37 — aber um den Berg herum viel schiffbares Gewässer, und man hing eine Laterne an der Kapelle ans, in welcher des Nachts ein Licht brannte, den Schiffern zum Wahrzeichen. Mit einem Teile ver Festungswerke stürzte im Jahre 1735 die Kapelle ein. H. Krnspe. 12. Hdeodatus. (Sage.) Auf dem Untersberge, an der Stelle der heutigen Skt. Severi-türme, ward im Jahre 590 die erste christliche Kapelle gebaut und dem heiligen Blasius geweiht. Bei derselben wohnte zu König Dagoberts Iii. Zeit in schlichter Moosklause der Einsiedler Adeodatus. Das Christentum hatte in Erfurt bereits Wurzeln gesaßt, und es fehlte nicht an Priestern; aber sie waren beweibt und trugen Waffen. Darum mochte Adeodat das heilige Nachtmahl aus ihren Händen nicht empfangen und bat den Bischof Wigbrecht von Main), ihm einen anderen Priester zu schicken. So ward ihm der Benediktiner Trutmann aus Salzburg gesendet. Dieser verkündete Gottes Wort mit Eiser und bekehrte viele Heiden. Er kam im Jahre 708. ____________ H- Krnspe. 13. Bonifacius kommt nach Thüringen. Um 3cihre 724. „Auf dem Waldwege, der vom Main nordwärts in das Hügelland der Franken und Thüringe führt, zogen an einem heißen Sommertage drei Reiter schweigend dahin. Bonifacius und seine Begleiter: Der erste war der Führet, ein junger Mann von starken Gliedern; das lange Haar hing ihm wild um das Haupt, die blauen Augen waren in unaufhörlicher Bewegung und spähten nach beiden Seiten des Weges in den Wald. Er trug eine verschossene Lederkappe, über der braunen Jacke eine große Tasche mit Reisevorrat, in der Hand den Wurfspeer, auf dem Rücken Bogen und Jagd-Köcher, an der Seite ein langes Waidmesser, am Sattel seines Rosses eine schwere Wald-art. Einige Schritte hinter ihm ritt ein breitschultriger Mann in den Jahren seiner besten Kraft, mit großem Haupt; die mächtige Stirn und die blitzenden Augen gaben ihm das Aussehen eines Kriegers. Aber er trug sich nicht wie ein Mann des Schwertes, das kurzgeschorene Haar deckte ein sächsischer Strohhut, an dem langen Gewände war nicht Wehrgehenk, nicht Waffe sichtbar, nur die Axt, welche jeder Reisende in der Wildnis führte, steckte im Sattel. Ihm zur Seite trabte ein Jüngling in gleicher Tracht und Ausrüstung. Am Jdisberge: Durch Sand und über Steinblöcke zog sich der rauhe Pfad zwischen alten Kieferftämmen von einer Erdwelle

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 38

1911 - Erfurt : Keyser
— 38 - Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg). Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. „Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde. „Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig." So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 109

1911 - Erfurt : Keyser
— 109 — peitschen u. bergt, fanben ihre Erlebigung am Henkerhaus auf dem Markt vor den Graben. Nach Beenbignng der Bestrafung würden die Verurteilten für immer aus der Stadt verwiesen. Zuchthäuser kannte das Mittelalter nicht. Die der menschlichen Gesellschaft gefährlichen Mitglieber beseitigte man durch den Tod; solche Leute zu bessern, baran buchte niemanb. — Mit der eigentlichen Rechtsprechung hatte der Rat nichts zu schaffen. Das Gericht, das Urteilsprechen, die Strafvollstreckung und die Stellung des Henkers waren des Erzbischofs Sache. Nur die Verhaftung war allmählich an den Rat übergegangen, das Einsperren in die Tem-nitz und das peinliche Fragen. Zuletzt aber zeigte sich das mainzische Gericht so unselbstänbig, daß es des Rates Urteil ohne nähere Untersuchung bestätigte. Außerhalb des Hauses: Abenbs gingen die Bürger in die Kneipen ober Tabernen. Das waren cntweber Wirtshäuser, wo auch Frembe wohnten, ober die Gaststuben der Biereigen, bic nicht nur das Recht des Bierbrcmens, fonbcrn auch des Bierausschankes hatten. Die Unterhaltung würde sehr laut geführt, utrxb cs kam babei leicht zu heftigen Zusammenstößen. Drum hatte der Rat das Mitbringen von Waffen verboten, das sonst das Recht der Bürger und ritterlichen Frembcn war. Auch das Spiel gestattete der Rat nicht, weil cs bic Ursache zu Raufereien und tätlichen Angriffen war. Um 9 Uhr forberte der Wirt die Gäste zum Nachhaufegehen auf und zog den Strohwisch ober Kranz, (noch an manchem Biereigenhaufe sichtbar) das Zeichen der Schankgerechtigkeit, ein, das er durch Die Luke neben der Haustür herausgesteckt hatte. Spätere Gäste nahm die Nachtwache fest. — Nach 9 Uhr im Winter und im Sommer nach 10 bürste sich niemanb mehr ohne Licht ober Laterne auf der Straße blicken lassen. Die Nacht war verrufen und ein Nachtlnanbler verbächtig. Er mußte im Parabiese (Gefängnis), wohin er von der Nachtwache gebracht würde, am andern Tage ein langes Verhör vor feiner Entlassung aushalten. Nur Aerzte, ober wer sich ausweisen konnte, bürste ruhig seines Weges ziehen. Kleidermode: Besonbers ergötzlich schilbert Stolle bic der- schwenberischen Kleibennobcn der bantaligen Zeit. Im Jahre 1410 trugen die Männer noch vorn zugeknöpfte Röcke mit gestickten Aer-meln. Einige trugen auch Barchentjoppen, niemanb aber lange Hofen, sonbern jeberrnann halblange, die am Knie zugebunben waren, und barüber einen Mantel ohne Schnürwerk. Die Frauen trugen Röcke mit Kragen, die bis zum Halse hinaufreichten, und Schuhe ohne Schäfte. Die Mäbchen trugen das Haar züchtig in Zöpfen, mit wenig Bänbern burchflochten. Auch trug man in jenen Zeiten noch die schon im 14. Jahrhundert üblichen Schnabelschuhe, die aber im 15. Jahrhundert spitz und säst ellenlang waren. — Plötzlich, zwischen 1480 und 1490, gab man sie auf, ging aber ins Gegenteil über, nämlich zu breiten, fast entenschnabelförmigen,

9. Deutsche Geschichte - S. 136

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
136 Das Zeitalter des Emporkommens Preußen« 1648—1786. hundert ausübten. Kurfürst Otto, der auch der Faule genannt wird, wurde 1373 vom Kaiser Karl Iv. genötigt, ihm das Land gegen Zahlung einer Geldsumme abzutreten. 1373-1415. § 145. Die Luxemburger. 1373—1415. So kam die Mark an die Luxemburger. Sie befand sich in keiner günstigen Lage; die kurfürstlichen Einkünfte waren zum großen Teil verschleudert, Ordnung und Recht lag da-«ari iv. nieder. Karl Iv. bestrebte sich, für Brandenburg ebenso landesväterlich zu sorgen wie für Böhmen. Er trat den räuberischen Adligen entgegen, förderte den Handel, zumal die Stromschiffahrt auf den großen Wasserstraßen des Landes und suchte besonders die Stadt Tangermünde an Der Elbe zu einem großen Handelsplatz auszugestalten. Sigmund. Aber Karl starb schon 1378. Sein Sohn Sigmund, der die Mark erbte, vernachlässigte sie sehr. Er kümmerte sich hauptsächlich um Ungarn, dessen König er durch Heirat geworden war, und verpfändete das Land an Jobst, seinen Vetter Job st von Mähren. Unter Jobsts Regierung verfiel die Mark ganz. Die Nachbarn rissen große Stücke des Landes an sich. Räuberbanden, die „Stellmeifer", herrschten in den weiten märkischen Wäldern. Der wilde und trotzige Adel kehrte sich nicht an Gesetz und Recht, brandschatzte die kleineren Städte und plünderte die Kaufleute aus. Die größeren Städte regierten sich völlig selbständig. Da starb Jobst 1411; und nun fiel die Mark an Sigmund zurück. Die ersten fünf Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. 1415-1535. § 146. Friedrich I. Sigmund schickte 1411 den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg, der ihm durch Freundschaft verbunden war und sich um seine Wahl zum König besonders verdient gemacht hatte, als „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen Hauptmann", d.h. als seinen Statthalter in die Mark. Friedrich entstammte Die Hohen- dem ftänkischen Zweige der Hohenzollern, deren Stammburg sich in 4vuem’ Schwaben erhob, die aber, seit das Geschlecht die Burggrafschaft Nürnberg erworben hatte, in eine fränkische und eine schwäbische Linie zerfielen. Die Hohenzollern waren einst treue Anhänger der Hohenstaufen gewesen; nachher hatte Burggraf Friedrich Iii. bei der Wahl Rudolfs von Habsburg eine wichtige Rolle gespielt, Friedrich Iv. die Schlacht bei Mühldorf entschieden. Durch die Entsendung Friedrichs Vi. nach der Mark wurde der Grund gelegt zu der späteren Größe des Geschlechts. Als Friedrich kam, traf er bei dem märkischen Adel auf trotzigen Wider-

10. Deutsche Geschichte - S. 201

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der französisch-russische Krieg 1812. 201 seine Verwandten waren, ihm einverleibt wurde, mußte ihm als eine persönliche Beleidigung erscheinen. Die Festlandsperre endlich war für Rußland, das der englischen Waren bedurfte, geradezu verderblich; als Alexander sie aufhob, entschloß sich Napoleon zum Kriege. Es war ein ungeheures Heer, das er für diesen Feldzug vereinigte,1812-Franzosen, Rheinbündner, Italiener, Illyrier, Polen. Dazu kamen außer 30 000 Österreichern auch 20 000 Preußen. Denn neben Österreich hatte sich auch Preußen zum Bündnisse mit Napoleon entschließen und sich verpflichten müssen, Hilfstruppen zu stellen und die Armee aus dem Durchzuge zu verpflegen; es hätte sonst die sofortige Vernichtung fürchten müssen. Uber 400 000 Mann zogen nach Rußland, denen nachher noch etwa 200 000 Mann folgten. Den Kern der „großen Armee" gedachte Napoleon selbst in der Richtung auf Moskau zu führen. Zwei kleinere Heere bildeten den rechten und linken Flügel; bei dem letzteren, der durch die Oftseeprovinzen vordrang, befanden sich auch die Preußen unter dem General Aork. Me'rümchen Truppen, die weit schwächer waren, stellten sich nicht zur Schlacht, sondern zogen sich in das Innere des Landes zurück. In schnellem Marsche folgte ihnen der Feind; aber die Landschaften, die er durchzog, waren öde und arm, es mangelte an Nahrungsmitteln, mörderische Krankheiten rissen ein, und schon jetzt löste sich im Heere die Zucht und Ordnung in erschreckender Weise. Bei Smolensk wurden die Russen geschlagen. Auch in der blutigen Schlacht bei B o r o d i n o an der Moskwa siegten die Franzosen. Einige Tage später, im September d. I., zog Napoleon in Moskau ein; da wurde die Stadt durch eine auf Befehl des Gouverneurs, desfürsien Rostopschin, angelegte Feuersbrunst zum großen Teile in Asche gelegt, mit ihr ein Teil der Magazine, aus denen sich die Franzosen hatten verpflegen wollen. Länger als einen Monat blieb Napoleon in der verbrannten Stadt; er hoffte immer noch, daß Alexander Frieden schließen würde. Aber dieser beharrte dabei, den Krieg fortzusetzen, und wurde in diesem Entschluß bestärkt durch den Freiherrn vom Stein, den von Napoleon geächteten früheren preußischen Minister, den er zu sich berufen hatte. So trat Napoleon denn den Rückzug an. Die Haft des Marsches führte bald eine völlige Zerrüttung der Mannszucht herbei; dazu trat nicht nur der Hunger, sondern zugleich die Kälte, das Glatteis, der Schnee, die Verfolgung durch die Feinde, um das Ende der Armee herbeizuführen. Die Pferde stürzten; von den Soldaten warfen viele die Gewehre fort, viele blieben erschöpft liegen und erfroren, viele fielen in die Hände der Kosaken. Das schwerste
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